Kleine Kostprobe aus der Region...
Vorbei sind die Zeiten, in denen Film-Gurus von weither (womöglich der Landeshauptstadt?) in dieser Stadt in Sachen Film missionieren mussten. Dem plötzlichen Aus der Cannes-Rolle ist die erstaunliche Einsicht zu verdanken, dass Stadt und Region über eine quicklebendige, hochkreative und erfolgreiche Filmproduktions-Landschaft verfügen. Kein Wunder: Die erste bundesdeutsche Filmhochschule stand in Ulm (es war das Filminstitut an der hfg), Die Stadt Ulm war und ist die erste deutsche Stadt, die Ihr Filmarchiv komplett der Öffentlichkeit erschlossen hat. Mit die ersten "Mediengestalter Bild und Ton" kamen aus Ulm und mussten vor über 15 Jahren nach Karlsruhe in die Berufsschule fahren. Inzwischen sind aus den Azubis von damals sogar nationale Preisträger geworden. Wie etwa Philipp Sichler (Ausbildung 1996 bis 1999 bei protel in Ulm), der die Filmakademie in Ludwigsburg absolvierte und inzwischen den "Deutschen Fernsehpreis / Kamera" erhalten hat. Er war Kameramann beim erfolgreichsten Tatort der letzten Jahre ("im Schmerz geboren" mit Ulrich Tukur / Grimme-Preis 2016). Soviel zu den Basics der Region in Sachen Film - Zeit für ein Intermezzo.

Bettina Lingenfelder moderierte den Abend und befragte Hosam Sidou Abdelkader von cinematicz was das Medium Film kann, was andere Medien nicht können. Die Antwort kam konzentriert und überzeugend ...

"Ulm Cann_es" zeigte in 5 Filmblöcken was kurze Filme heute zu leisten vermögen. Als Spot oder Clip oder als Kurzfilm im sogenannten "Corporate Film u. AV" Bereich. Hierunter werden alle Filmformen verstanden, die in modernen Unternehmen eingesetzt werden: Image, Produktinformation, Schulung, Event/Doku, Recruiting oder auch Sonderformate. Schnell wurde klar, es geht nicht mehr nur um herkömmliche Werbung, es sind die unterschieldichsten Themen, die heute letztlich alle Teil des Marketings sind. Und wenn sogar ein Insolvenzverwalter das Medium Film für sich entdeckt (... und das sogar preiswürdig!) dann sollten auch die konservativsten Zeitenossen hellhörig werden. Zeit für ein Break mit Moderatorin Bettina Lingenfelder.


Was war da nicht alles auf der Großleinwand in HD zu sehen: Ein Mann, der sich im Bad auszieht, leider ist es der Showroom eines Großhändlers - die Dusche bleibt trocken..., ein Mann, der seine Braut am Hochzeitstag wegen des "verbesserten Bier-Geschmackes" sitzenlässt - echt fies aber witzig ..., Skater in super slow motion - artistisch in Szene gesetzt ...- ein käftiger Mann, der seiner eigenen Freizeit begegnet - schräg und kurz ...- Tanzende Materie die rhythmisch zur Musik auf einer Lautsprechermembrane auf und abhüpft und den Zuschauer in Trance versetzt ..., Ein Kunstwerk aus Stahl, das an einer Neu-Ulmer Bürofassade installiert wird. (... Kunde: Der andere große Insolvenzverwalter!) und was Künstler und Auftraggeber dazu sagen ...- Deutsche Chirurgen, die sich selbst auf den Arm nehmen und dennoch als Dreamteam einmarschieren...! - Klasse gemacht - rufen Fachmann und Fachfrau begeistert aus!

Grandios - die hochemotionale Stimmung bei den Basketballern in der ratiopharm arena ... gruselig - ein s/w Schocker, der im Ulmer Fischerviertel spielt und den UZIN-Ripper ungewöhnlich visualisiert - aber es geht natürlich gut aus ... - und schließlich ein grüner Pistenbully unter dem dahinziehenden Sternenhimmel, der sphärisch wie aus einer anderen Welt von der Kamera umfahren wird. Großes Kino!
Ca 65 Gäste waren beeindruckt und eine nicht repräsentative Blitzumfrage ergab, daß dieses neue Format unbedingt wiederkommen soll. Nichts gegen Cannes, die Croisette und Crevettes Rosé ... aber "Ulm Cann_es" - dieser Name ist mehr als Programm. Selbst wenn es dabei "nur" Fleischküchle und ein after work Bier gibt. Zugegeben, wir Schwaben haben unsere Macken, aber einen gut entwickelten Sinn für Qualität. Gerne erwarten wir die Einladung aus Stuttgart ... :-)
gm