​„Kulturmarketing offensiv - Besucher und Geldgeber finden und binden“

​Der Referent, emeritierter Marketing-Professor aus Düsseldorf, begann seinen Vortrag mit einer Reihe Thesen, die das Problem verdeutlichen: Die Kulturschaffenden wissen wenig über das (ihr) Publikum. In die Kundenbindung wird nicht genügend investiert. Beim Sponsoring werden stets „die üblichen Verdächtigen“ angegangen. Und eine „Angst vor Marketing“ bremst die Initiativen beim wichtigen Thema der Eigen-Einnahmen. Vor allem der letzte Punkt stand an diesem Abend im Mittelpunkt. Natürlich kann es von Nutzen sein, eine eigene Besucher-Analyse durchzuführen: Ob Öffnungszeiten, Sitzgelegenheiten, Service-Angebote, Ticket-Combis, Schnupper-Angebote – das Thema bietet viele Facetten …!

​Hier sieht der Referent ein großes Kreativitäts-Potential, gerade, wenn es um die Gewinnung von Multiplikatoren geht, die ein Schlüssel für den Erfolg sein können: Vereine, Service-Clubs, Reisebüros, Agenturen, Stadt-Marketing Mitglieder, usw. Es war eine beeindruckende, lange Liste, die der Referent vorstellte und die eine Ahnung von den Möglichkeiten vermittelte.

Zuvor hatte MC-Präsident Dr. Bernd Radtke in das Thema eingeführt und die Besucher sowie den Moderator Magdi Aboul Kheir und 4 Kultur-ManagerInnen der Region im kleinen Saale des Congress-Centrums begrüsst. Diese Location war allerdings nicht dem übergroßen Zuspruch geschuldet, sondern den europäischen U19 Fußballern, die sich in Ulm zu einem Turnier trafen. Für die anwesenden Kulturschaffenden, man hätte sich auch Museumsmitarbeiter, Musiker und Theaterleute in größerer Zahl vorstellen können, war es mit Sicherheit ein Abend mit hohem Praxisnutzen.

​Zurück zum Thema: Das Ziel der Kundenbindung dürfe nicht die „Gebundenheit“, sondern die „Verbundenheit“ mit der Kultureinrichtung sein. Ein feiner Unterschied. Kernpunkt der Ausführungen waren 15 Handlungsanweisungen, die zu Eigen-Einnahmen verhelfen können, wenn sie denn richtig angewandt würden. Sich um Sponsoren zu bemühen ist eine zwiespältige Sache, die oft nicht genügend langfristige Perspektive biete, Konflikte bei der inhaltlichen Arbeit eingeschlossen. Da sei es allemal besser, sich auf die eigenen Kräfte zu verlassen und selbst Einnahmen zu generieren: Zusatz- oder Premium Angebote, Digitalisierung, Freundeskreise, Führungen, Gastronomie, Kooperationen, Merchandising/Shop, Mäzene, Sonderveranstaltungen, Vermietungen, Werbeflächen – das sind nur einige Ideen, zudem in alphabetischer Reihenfolge.

​Das anschließende Podiums-Gespräch war durch die Anzahl der Gäste naturgemäß limitiert, obwohl hier praktische Aspekte ausgetauscht wurden. So hat das Ulmer Kulturamt, vertreten durch Katharina Tenta vor zwei Jahren eine Umfrage zum Thema Kultur-Wahrnehmung gemacht. Dabei wurde wohl die Unübersichtlichkeit des lokalen Angebotes kritisiert. Hier sind erste Reaktionen erfolgt, wie der „Ulmer Kultur-Punkt“. Solche Luxus-Probleme hat die Stadt Neu-Ulm nicht. Ralph Seifert, Fachbereichsleiter bei der Stadt sah Neu-Ulm eher in Nischen aufgehoben, die nicht in direkter Konkurrenz zum Ulmer Angebot stehen. Hier dürfte allerdings noch deutlich Potential nach oben sein. Das Ulmer Theater war durch Karin Zeiler vertreten. Hier gibt es Bemühungen, durch eine kreative Preis-Abo-Gestaltung zusätzliche Besucher zu erschließen. Neu in der Stadt ist Frau Dr. Isabel Greschat, sie leitet das Museum für Brotkultur und hat vielleicht die größte Aufgabe, das durchaus einzigartige Haus stärker in der Kulturszene zu verankern. Man darf gespannt sein, ob und wie die Mega-Themen Welternährung, Klima oder Nachhaltigkeit ins Programm Eingang finden, wie angedeutet. Potential und Gestaltungs-möglichkeiten gibt es jedenfalls viele – diese wichtige Erkenntnis stand am Ende eines interessanten und kurzweiligen Abends.

​Der MC-Präsident wies auf den aktuell laufenden UMP 2015 hin und legte den Anwesenden auch die nächste Veranstaltung am 20. 10. in der Ulmer IHK (!) ans Herz.

Bilder und Bericht von Günter Merkle