Doch bevor Leberkäse, Kartoffelsalat und das passende Kellerbier aufgetischt wurden, gab es viel Information zur Braukunst, die in Ulm seit immerhin 419 Jahren dem Deutschen Reinheitsgebot folgt. Angefangen hat es einmal in der Ulmer Herdbruckerstraße mit der Brauereiwirtschaft „zum Goldenen Ochsen“.

Heute wird das Team der rund 25 Brauer und 200 Mitarbeiter von der geschäftsführenden Gesellschafterin Ulrike Freund kompetent und resolut geführt. Das ist angemessen, bedenkt man den rückläufigen Bierkonsum in der Republik, dem sich Ulms flüssiges Gold durchaus zu widersetzen weiß: Dank vieler Bierspezialitäten - 19 an der Zahl! Biere aus dem Ausland und neue Trends wie die craftbeer-Bewegung nagen landesweit an den Umsätzen der mittleren und großen Brauereien. Hier sind die Ideen von Marketingleiter Stefan Voggesser gefragt - später mehr darüber.



Zuerst stand das Brauen selbst im Vordergrund. Beste Zutaten aus der Region, vom Tettnanger Aromahopfen, über die Braugerste mit dem richtigen Stärkeanteil aus dem Ländle bis zum klaren Brauwasser aus dem eigenen Tiefbrunnen – praktischerweise direkt am Veitsbrunnenweg, das ist die eine Seite. Die andere heißt modernste Brautechnik. Millionen wurden investiert, um wirtschaftliches Arbeiten in entsprechenden Mengen und Qualitäten zu ermöglichen. Beeindruckend die riesigen Gärtanks und die hochmoderne vollautomatisierte Flaschenabfüllung. Nicht zu vergessen ist aber das Herzblut der Brauer, die das beste (!) Bier produzieren wollen und mit Leib, Seele und Kehle bei der Sache sind. Geschmack spielt hier die überragende Rolle. Gerade jetzt konnten wieder zwei Gold-Medaillen bei Blind-Verkostungen ergattert werden – und das bei Hunderten von Teilnehmern. Das schaffen nur ganz wenige – Kompliment ans Team!

Ein großer Wermutstropfen war für Ulrike Freund jedoch die Abwanderung der Pepsi-Cola Abfüll-Lizenz vom Partnerbetrieb „Ulmer Getränke Vertrieb“ zu Radeberger. Hier zeigten sich die Geschäftspraktiken eines Multis von einer „gewissen anderen“ Seite. Und das nach 50 Jahren erfolgreicher Partnerschaft und besten Referenzen. Doch auch diese Herausforderung wollen die Ulmer mit ihrer „toughen“ Chefin meistern, Pläne und Allianzen werden bereits geschmiedet.
Nebenbei: Qualität bedarf heute auch der neutralen Zertifizierung, und die hat es in sich, vom Geld ganz zu schweigen. Gold Ochsen arbeitet erfolgreich nach dem „IFS Food-Standard Version 6 – Higher Level“ – alles Roger? Womöglich wäre das mit TTIP einfacher geworden, aber wer weiß das schon genau …! Menge ist nicht alles und so bietet Gold Ochsen auch sogenanntes Jahrgangsbier, das in begrenzter Auflage angeboten wird. Der Autor musste sich hier erklären lassen, daß gewisse Preisunterschiede durchaus mit denen beim Wein zu vergleichen sind. Das "chateau ox de reserve" darf also ruhig ein paar Jährchen im Keller lagern. Qualität hat ihren Preis – nicht nur in Bordeaux. So soll es sein!

Gold Ochsen unterstützt lokale Events, auch wenn die Wünsche größer sind als die Möglichkeiten, man kümmert sich um Nachhaltigkeit, indem seit kurzem ein Großteil des benötigten Stromes im Kraft-Wärmekopplung-Verfahren selbst produziert wird. Außerdem unterhält die Brauerei im Ulmer Hafenbad einen eigenen "Ochsen-Shop", der alles rund ums Bier bietet. Heimisches Bier ist also mehr als "nur" ein Lebensmittel, lokale Brautradition ist Teil der Kultur einer jeden Region – zumindest in unserem Land. Eine Tradition, die den Durst löscht und überdies schmeckt. Prost und sehr zum Wohle! Der MC Ulm/Neu-Ulm dankt seinen Gastgebern für einen erhellenden und durstlöschenden Abend.
gm
