​Insekten als Zukunft der Food-Industrie?

Insekten in den menschlichen Speiseplan zu integrieren, hat viele Vorteile. Insekten liefern wertvolles tierisches Protein, das nicht nur für Sportler essentiell ist. Klassisches Tierprotein, zum Beispiel von Kühen oder Schweinen, wird unter hohen Ressourceneinsatz gewonnen. Das ist alles andere als nachhaltig! Warum also nicht auf Insekten setzen?

Dazu sind sie wenig anspruchsvoll: Lebensmittelnebenströme können verfüttert werden, was ein bedeutsamer Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft ist.

Insekten sind also nicht nur die nachhaltigere Wahl auf dem Speiseplan, sie können durch ihre effiziente Zucht auch eine Lösung in der Bekämpfung des Welthungers darstellen. Damit sind Insekten definitiv ein Bestandteil der Food-Industrie der Zukunft.

Von all dem konnten wir uns am Mittwoch, 27. April 2022 bei einem Besuch der ersten deutschen Speiseinsektenzucht six feet to eat in Schnürpflingen überzeugen. Der Gründer des Start-ups Catch-you-bug, Marco Schebesta zeigte uns sein Unternehmen. Seit 2020 vertreibt Catch-your-bug insektenbasierte Lebensmittel. Die Produkte reichen von gerösteten Speiseinsekten bis hin zu verarbeiteten Lebensmitteln wie Insektenchips und Insekten-Proteinriegel.

Die Basis der Produkte stellen Heuschrecken, Heimchen oder Mehlwürmer dar. Sie stammen direkt aus der Zucht in Schnürpflingen. Dort wird vertical faming betrieben, es wird also die Höhe der Zuchthalle ausgenutzt. In Zuchtboxen werden die Tierchen dort bis zu ihrer Weiterverarbeitung großgezogen.

Die wechselwarmen Tiere werden für die Verarbeitung heruntergekühlt, dabei fallen sie in eine Art Winterschlaf. Anschließend werden sie getrocknet und geröstet. Sie sind dann verzehrfertig und können mit oder ohne Würzung verspeist werden. Durch Mahlvorgang wird wertvolles Insektenmehl erzeugt. Das Mehl kann beim Kochen und Backen zugesetzt werden und so einen wichtigen Beitrag zur Deckung des täglichen Proteinbedarf des Menschen liefern. Catch-your-bug verarbeitet das Insektenmehl ebenfalls weiter und stellt daraus vielfältige Snacks her.

Wir durften uns durch alle Produkte testen. Angefangen wurde mit dem Basisprodukt, den gerösteten Grillen und Mehlwürmern. Es kostete am Anfang ein wenig Überwindung die Tiere, die sonst oft als Ungeziefer betrachtet werden, zu verspeisen. „Alles Kopfsache“, denn der Geschmack der Insekten, welcher an geröstete Nüsse erinnert, überzeugte alle Teilnehmer. Als nächstes stand die gewürzte Variante an. Die pfeffrig-scharfen und zimtig-süßen Insekten kamen gut an und mit der zunehmenden Unkenntlichkeit der Insekten fielen auch die anfänglichen Hemmungen. Die Proteinriegel und Chips überzeugten die Tester dann komplett und nicht wenige nahmen Produkte mit nach Hause, um Freunde und Familie an diesem Geschmackserlebnis teilhaben zu lassen. Leckere Würzungen machen Heimchen und Co zu einem Geschmackserlebnis.

Der Erfolg von catch-your-bug bestätigt die Idee von Marco Schebesta und seinem Team. Zwar veränderte Covid-19 die Vertriebsstrategie des Start-ups hin zum Online-Verkauf, doch nun zieht das Geschäft auch abseits der Online-Kanäle wieder an. Kooperationen mit Lebensmittelunternehmen und Forschungseinrichtungen bieten die Möglichkeit, das Thema an die breite Masse zu bringen. Das mediale Interesse an Speiseinsekten ist groß: Marco Schebesta hatte bereits Fernsehsender wie Pro7 zu Besuch. Auch im regionalen Bereich gibt es Absatzpotential. Erste Bäckereien nutzen Insektenmehl für ihre Backwaren.

Speiseinsekten sind definitiv ein Thema der Zukunft und Catch-your-bug nimmt in Deutschland eine Vorreiterrolle ein. Wir freuen uns, künftig mehr von Marco Schebesta und seinem Unternehmen zu hören.

Die Organisatorinnen der jungen Mitglieder des Marketings Club Ulm/Neu-Ulm, Katharina Schaf und Jule Staiger dankten dem Gastgeber Marco Schebesta.