Neue Spiele zu entwickeln, ist eine doppelt kreative Aufgabe, bei der es auf einen guten Riecher, manche sagen auch Bauchgefühl sowie punktgenaues Marketing ankommt. Was recht spielerisch, mit kindlichem Focus begann, entwickelte sich im Vortrag von Herrmann Hutter zu einer Lehrstunde in Sachen Strategie und Kommunikation. Jedenfalls erhielten die Teilnehmer dieses Abends im TAVOLA einen überraschenden Einblick in eine Nische des Non-Food-Bereiches, in dem Marketing eine besondere Bedeutung für den Geschäftserfolg hat. Man könnte auch sagen. "Rien ne vas plus" - ohne (!) Marketing.
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Hermann Hutter ist kein Spieler, aber den Spielen gehört seine Leidenschaft. Das war nicht immer so: Die Anfänge im elterlichen Buchhandel waren überschaubar. Hutter, damals knapp über 20 Jahre alt, musste von heute auf morgen die Verantwortung fürs Geschäft übernehmen. Dann baute er eine erfolgreiche Büromarkt-Kette auf und veräußerte sie im richtigen Moment. Er beteiligte sich an einem Münchner Spieleproduzenten und nutzte die Gunst der Stunde, das Ruder beim wankenden Ulmer Handels-Flagschiff Abt zu übernehmen. Heute gehört er mit seinen beiden Firmen „Huch and friends“ sowie der Vertriebsfirma „Hutter Trade“ in Günzburg zu den Top 5 des deutschen Spielemarktes.
Dieser Spielemarkt, das mussten die interessierten Marketingclub Gäste dieses Abends erfahren, lebt sehr stark von Neuheiten. Sie machen über 30% des Jahresumsatzes aus, der sich zudem auf das letzte Quartal des Jahres konzentriert. Hier gilt es fit zu sein, denn es tobt auch ein „Kampf ums Regal“ und Innovationen oder eine Auszeichnung wie z. B. „Spiel des Jahres“ sind wichtige Argumente gegenüber dem Handel. Von den rund 50 Spielen im Jahr sind bei „Huch and friends“ etwa 10 bis 20 Eigenentwicklungen. Drei Redakteure kümmern sich um die Ideenfindung, die Betreuung der freien Autoren sowie den gesamten Entwicklungs- und Herstellungsprozess. Produziert wird z. B. bei Ludofact in Jettingen oder aber gleich in China, wobei die Qualität heute stimmen würde, wie der umtriebige Unternehmer den Gästen in den TAVOLA-Räumen unterhaltend und kurzweilig erzählte.
Auch ein Spieleverlag hat sein Angebot in Produkt-Kategorien gegliedert: Kinder von 4-8, Lernen + Logik, Familienspiele, Strategiespiele und Lifestyle. Dabei gebe es sowohl den Trend zur Internationalisierung (… im Export) als auch zur Regionalisierung von Spielen (Beispiel: „Welt des Allgäus“). Ein interessanter Aspekt, der vielen womöglich noch gar nicht aufgefallen ist. Besonders interessant ist die Tatsache, dass der Vertrieb von Spielen weniger als Spiel, denn in der Form eines professionellen Marketings betrieben werden muss. 10 bis 15 % des Preises werden in Marketing-Maßnahmen investiert, so Hermann Hutter. Und hier wird wirklich die ganze Palette bedient: Katalog, Newsletter, Mailings, Hauszeitung, Verkaufsförderung am POS, Anzeigen, online Präsenz, social media / youtube- Filme, PR, Promotion, Händler-Events bei der Spielwarenmesse usw. Sogar TV-Spots auf bei Kindern beliebten Kanälen wie RTL-2 werden in der Vorweihnachszeit geschaltet. Es wird geklotzt, aber ohne diese Maßnahmen würde sich das saisonale Geschäft zum Jahresende kaum in Schwung bringen lassen. Ein spannender Vortrag, der für die Location Tavola standesgemäß mit Häppchen und einem Guten Tropfen beendet wurde, nachdem die Gäste bereits beim get together den prosecco kosten durften. „Hier bin ich Mensch, hier darf ich´s sein“ würde Goethe dazu sagen und wie immer bringt es Schiller auf den Punkt. „Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt“.
Wohl dem, der solche Klassiker und eine passende Spielesammlung im Hause hat. Wir wünschen allen Bereichen von Hutter weiterhin viel Erfolg und mindestens ein Megaspiel im Programm - Kategorie: „Mensch ärgere dich nicht!“ Aber an diesem Abend gab es zur Abwechlsung mal nur Gewinner. :-)

