​Lucas P. Bessis: „Fuck Mittelmaß - heute ist keine Zeit für schlechte Ideen.

​Wie Wasserfontänen in einem Schlosspark schossen die Äußerungen von Lucas Besses beim Vortrag in der IHK Ulm (Kooperationsveranstaltung mit dem MC Ulm/Neu Ulm) in die Höhe. Bisweilen hatte man schon Mühe, die Szenarien über unsere Zukunft nachzuvollziehen. Doch die Zukunft, es ging um die digitale Veränderung unserer Welt, ist ja schon da, die Fortschreibung kann vieles Gute aber auch weniger Gutes bringen. „Wo ist der Datenschutz“, eine Frage aus dem Publikum, oder wenn der Arzt nur noch online behandelt, wo ist die menschliche Komponente, die bekanntlich der beste Heiler ist.

Lucas P. Bessis: „Fuck Mittelmaß - heute ist keine Zeit für schlechte Ideen.
Mit einer Guerillia Aktion für die Stadt Biberach hatte der Refererent für Furore gesorgt ...

​Wir sind ja Herdentiere, bisweilen kooperationsfähig/willig – wir sind Sozialwesen, wir brauchen den menschlichen Kontakt, der für unsere Gesundheit wesentlich ist. Doch der Reihe nach: Lukas-Pierre Bessis – Kreativberater, Bestseller-Autor und Trendberichterstatter - gerade frisch zurück von den weltweit führenden Digitalkonferenzen in den USA. Seine erste wichtige Botschaft lautet: Bis 2025 werden wir einen Quantensprung in Sachen digitaler Transformation erleben. Und das erwartet uns alles:

1, Die 1 Billion Sensoren - Ökonomie. Das Internet der Dinge beschreibt die Vernetzung von Geräten, Menschen, Prozessen und Daten. Bis zum Jahr 2025 wird das Internet der Dinge über 100 Milliarden Geräte vernetzt haben, viele davon mit jeweils über einem Dutzend Sensoren die Daten sammeln. Das führt zur Billionen-Sensoren-Ökonomie, welche zu einer unvorstellbaren Datenrevolution führen wird. Cisco vermutet in einer letzten Studie, dass das Internet der Dinge zu einer neuen Wertschöpfung von über 15 Billionen Euro führen wird.

Lucas P. Bessis: „Fuck Mittelmaß - heute ist keine Zeit für schlechte Ideen.
Das sind die Player im "Big Data Game" - jedenfalls die, die auf die Folie passten ...

​2. Perfektes Wissen. 

Die Datenflut führt letztlich zu einer Welt perfekter Information. Mit einer Billion Sensoren, die überall Informationen sammeln (autonome Fahrzeuge, Satelliten, Drohnen, Wearables, Kameras,...) wird es uns möglich sein, alles zu wissen, was wir wollen, neue Erkenntnisse zu erhalten und Vorhersagen treffen können.

3. Acht Milliarden hypervernetzte Menschen. 

Facebook, SpaceX, Google (Project Loon), Qualcomm und Virgin (OneWeb) planen, mit Ihren Projekten bis zum Jahr 2025 fast jeden Menschen an das Internet angeschlossen zu haben. Und das mit einer Geschwindigkeit von über einem 1 MBit pro Sekunde. Wir wachsen folglich in der kommenden Dekade von derzeit drei Milliarden Internetnutzern auf acht Milliarden. Fünf Milliarden neue Konsumenten die für mehrere Billionen neuer Umsätze stehen und sie kommen nicht wie vor 20 Jahren mit AOL Modems mit 9600kbs Geschwindigkeit, sondern mit mindestens 1 Mbit in eine digitale Welt, in der künstliche Intelligenz, 3D Druck, shared economy, crowd sourcing und viele weitere Dinge bereits erprobte Techniken sind, die ihr Leben dramatisch verändern werden.

4. Augumented und virtuelle Realität. 

Milliarden sind in neue Displays investiert worden. U. a. von Facebook (Oculus), Microsoft (Hololens), Google (Magic Leap), Sony, HTC und vielen anderen. Der Screen, wie wir ihn kennen auf unseren Smartphones, auf dem Computer oder dem Fernseher, wird verschwinden und durch Brillen und Kontaktlinsen ersetzt. Nicht wie die peinliche Nerdbrille Google Glass, sondern attraktive, selbst für modebewusste Menschen tragbare Brillen. Das Ergebnis wird eine massive disruptive Veränderung für viele bestehende Geschäftsmodelle sein. Allen voran Retail, Immobilienwirtschaft, Bildung, Reisen, Unterhaltung und eine fundamentale Veränderung, wie wir als Menschen miteinander funktionieren.

Lucas P. Bessis: „Fuck Mittelmaß - heute ist keine Zeit für schlechte Ideen.
Basics hatte der Referent auch im Programm ...

​5. Künstliche Intelligenz. 

Die Erforschung und die Entwicklungen in Sachen künstlicher Intelligenz werden in der kommenden Dekade große Sprünge machen. Wer heute bereits Services, wie Amazon Echo, Siri oder Google now nützlich findet darf sich freuen. Die Alexa der Zukunft wird mehr wie Jarvis aus Iron Man sein mit erweiterten Möglichkeiten des Verstehens und antworten. Firmen wie IBM Watson, DeepMind und Vicarious forschen und entwickeln die nächste Generation Systeme künstlicher Intelligenz.

In sechs Jahren wird es normal sein ihrem künstlichen Intelligenz-System zu erlauben, sich alle ihre Gespräche anzuhören, ihre Mails und Nachrichten zu lesen und selbst ihre biometrischen Daten auszuwerten, weil der Mehrwert und die Bequemlichkeit, die sie daraus gewinnen werden, so immens sein wird.

Lukas Pierre Bessis schloss aus all diesen und noch vielen weiteren technologischen Veränderungen, dass auch Marketing und Kreativität wie wir sie heute kennen und betreiben, keine Zukunft mehr haben wird. Er "ermahnte" alle Anwesenden, sich gegenüber neuen Technologien und der künstlichen Intelligenz zu öffnen. Um solch eine Veränderung durchführen zu können, muss sich die eigene Organisation wandeln. Schließlich benötige man mehr Ideen und Entscheidungen in kürzerer Zeit. Das ist mit bestehenden Unternehmensstrukturen nicht leistbar. Er schlug deshalb vor, dass Unternehmen einen kulturellen Wandel machen müssen, in dem sie eine neue Art der Ideenfindung einsetzen, weniger auf generische, sondern mehr auf herausragende Ideen setzen, wie er sie in seinem Bestseller "Kill your agency" (Haufe) beschreibt.

Lucas P. Bessis: „Fuck Mittelmaß - heute ist keine Zeit für schlechte Ideen.
Bettina Lingenfelder MC Programm-Vorstand, Lucas P. Bessis und Ralf Börsig, von der gastgebenden IHK - schauen zusammen "analog" in die Kamera ...

​Fulminant, wie auf einer Perlenkette aneinandergereiht, perlten die Ideen und Zukunftsvisionen auf das Publikum hernieder. Da konnte einem fast Hören und Sehen vergehen. Das selbstfahrende Auto - es kommt - wie auch der Velocopter, der ohne Pilot auf auf uns wartet und uns hoffentlich gut ans Ziel bringt. Gute Reise wünscht Ihnen schonmal ...

Helmut Lange (Fext und Fotos)