​Marketing vor Ort - im Daimler Forschungszentrum Ulm

​Beim Besuch des MC Ulm/Neu-Ulm im Daimler Forschungszentrum waren ersteinmal die Handys weg – nämlich an der Pforte eingesammelt. Sicher ist sicher! Aber das war der Kommunikation auf hohem Niveau nur förderlich. Die Teilnehmer konnten erfahren und erleben, an welchen Themen Daimler arbeitet. Dr. Ing. Thomas Behr, Leiter der karosserietechnischen Forschung in Ulm/Sindelfingen und echter Ulmer, begrüßte die Gäste und präsentierte zusammen mit seinen Kollegen u. a. die Arbeitsgebiete: Carbon-Bauteile, Beschichtungen, Verbund-Werkstoffe, Fertigungstechnologie, Batterie-Sicherheit, Navigation, Bildverarbeitung ... - alles in allem eine geballte Ladung Technologie.

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Vor 10 Jahren in Ulm entwickelt - heute Realität: Night Vision Infrarot-Nachtsicht. (Foto: protel - Videostandbild)

​Dabei wissen die Forscher selbst nicht genau, was davon künftig Erfolg haben wird, aber man will gerüstet sein. Die Entwicklung wird natürlich auch durch Rahmen-Bedingungen und Gesetze beeinflusst, auf die man keinen Einfluss hat. By the way: Ursprünglich war die Konzernforschung in Ulm in 16-facher Größe angedacht, es war die Zeit von Edzard Reuter, man sprach vom „integrierten Technologie-Konzern“. Heute ist Ulm einer von rund 6 Deutschen und 6 Inter-nationalen Standorten. Alles in allem sind in Ulm rund 1.400 Forscher tätig, in Bangalore in Indien beschäftigt der Konzern inzwischen 2.300 Mitarbeiter, vorzugsweise software-Entwickler. TSS, Protics, X`Lith sind autarke Unternehmen der Ulmer Wissenschaftsstadt, die ebenfalls zur Daimler Forschung gehören. So hat TSS die software und das Konzept für Car2Go erarbeitet. Leider erwies sich das Projekt nach der Pilotphase für Ulm als zu klein.

Aber wirtschaftliches Denken wird eben nicht auf dem Altar der Innovationen geopfert. Deshalb kommt auch der Werkstoff Carbon kaum zum Tragen – er ist zu teuer und die Gesamt-Bilanz ist negativ. Ein übergeordnetes Ziel, so Dr. Sommer-Dittrich in seinem Beitrag, sei Grundlagenforschung, Zulieferer sowie die eigene Produktentwicklung und Fertigung näher zusammenzuführen. Letztlich würde die Produktion immer komplexer und darauf müsse man „agil“ reagieren. (Das Motto des letzten Deutschen Marketing Tags lautete: „Marketing goes agile…“) Die Digitalisierung wird als „speed enabler“ gesehen, wobei man das Tempo durch den Wissenschafts-Nachwuchs gerne erhöhen möchte.

Ein Beispiel dafür ist das Projekt „Agenda 2036“: Man baue auf einem Campus (in Stuttgart) eine große Halle, suche sich interessante „Start ups“ aus und lasse diese frei werkeln. Nach 100 Tage hebt man den Deckel und schaut was dabei herausgekommen ist…? Klingt gut, aber ohne Lieferanten-Stammdaten geht da erstmal nix. Schließlich ist man ja „Konzern“ und kein inhabergeführter Mittelständler – ha no!

Faszinierend waren die Einblicke ins „Autonome Fahren“, man konnte dem Kollegen Computer beim Sehen, Erkennen und Denken zuschauen – in Echtzeit. Aber noch hat der „Rechenknecht“ ein Problem, wenn die Ampel vor der untergehenden Sonne steht. Die Lösung könnte hier ein Sensor in der Ampel sein? Nur ein Beispiel, wie sich die vernetzte Zukunft über unseren Alltag ausbreiten wird. (Achten Sie deshalb über unzulässige Bestellungen Ihres neuen, digitalen Kühlschranks …)

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Archivbild des Zentral-Gebäudes des Daimler-Forschungzentrum. Beim Besuch des MC regnete es in Strömen!

​Bei der Führung durchs Technikum waren viele Prüfstände und ein rund 20 Meter hoher Turm für Falltests zu sehen. Es ist schon fast „Kunst“ wie sich Metall unter Druck verformt, genau das soll beim Crash kontrolliert erfolgen. Und das wird auch beim Elektroantrieb benötigt Denn bei einem Crash sollen die Batterien schließlich nicht explodieren …? Nebenan waren zwei Mitarbeiter dabei, Kuka-Roboter für künftige, noch anspruchsvollere Aufgaben „einzulernen“.

Es gäbe noch viel zu berichten, von diesem gehaltvollen Besuch in Richard Meiers Prachtbau, der mit dem Stadthaus und dem Verwaltungsgebäude der Firma Weishaupt in Schwendi zu den Architektur-Ikonen der Region gehört. Keine Frage - das Daimler Forschungszentrum selbst ist eine Ikone, und zwar der Ulmer Wissenschaftsstadt.

​Bei einem Imbiss und Getränken sowie angeregter Kommunikation mit den Gastgebern klang der spannende Abend aus. Ein Highlight im Clubprogramm, für das sich der Geschäftsführende Vorstand Armin Weidt bei den Forschern herzlich bedankte. Das Handy wurde genausowenig vermisst, wie die Krawatten, die man „beim Daimler“ mittlerweile gerne ablegt. Bob Dylan hat recht: „The Times they are a-changin…“ - von Edzard Reuter bis zu Dieter Zetsche …?

gm