Marketing-Club Ulm/Neu-Ulm mit Innovations-Preisträgerin
Heißer Vortrag über kühlende Kleidung
Wenn`s draußen fast 30 Grad hat und der Vortrag über kühlende Kleidung geht, dann könnte das Thema nicht passender sein. Gabriele Renner, Mitbegründerin und Mitgeschäftsführerin der pervormance international hat die Produktlinie „E.COOLINE“ geschaffen, eine absolute Innovation für Arbeitsschutz, Medizin und Sport. Ein „heißer“ Vortrag über kühlende Kleidung im Ulmer Maritim vor interessierten Mitgliedern und Gästen des Marketing-Clubs Ulm/Neu-Ulm.

Dass sich die Innovation des Ulmer, ja Ulmer Unternehmens noch nicht hier in der Region herumgesprochen hat, ist ja wieder einmal typisch. National sieht das anders aus. Im bundesweiten Wettbewerb „Land der Ideen“ unter Schirmherrschaft des Bundespräsidenten wurde „E.COOLINE“ bereits mit der „Trophäe der Standortinitiative“ ausgezeichnet und hat sich damit gegen 2.600 Mitbewerber erfolgreich durchsetzt. Um was geht es bei diesem Produkt? Westen und T-Shirts, Pads oder Cappis werden als aktive Kühlkleidung hergestellt. Ein spezieller Hightech-Faser-Stoff kann dabei vor gefährlicher Überhitzung des menschlichen Körpers schützen. Der Stoff (z.B. beim T-Shirt) wird kurz in Wasser eingetaucht und saugt sich voll (bis rund 500 Gramm schwer). Wenn das T-Shirt angezogen wird, dann wird von den Stoff-Fasern langsam, ganz langsam Wasser abgegeben, oder besser gesagt es verdunstet. Dieser Prozess kann bis zu 22 Stunden andauern. „Man kann nur Wasser reinfüllen, es kommt nicht gleich wieder heraus. Würde man das mit einem Baumwollshirt machen, ist es patsch nass und tropft“, erklärt Gabriele Renner den erstaunten Marketing-Club Zuhörern. Sprich: Wenn das Spezial-T-Shirt in Wasser eingetaucht wird, ist es in der nächsten Minute von außen her vollkommen trocken.

„Das Prinzip kennen wir, wenn wir schwitzen. Auch hierbei tritt Schweiß aus unseren Poren aus, weil der Körper partout die Temperatur von 37 Grad halten will. Der Schweiß auf der Haut sorgt zusammen mit der Luft für Kühlung und damit für den Ausgleich der Körpertemperatur“ fügt Renner hinzu. Wo sind die Einsatzgebiete? Dass mit diesem speziellen Shirt ein gefährliches Ansteigen die Körpertemperatur eingedämmt werden kann, sorgt für zahlreiche Einsatzgebiete der kühlenden Kleidung. Das gilt zum Beispiel für Leistungssportler, deren Leistungsvermögen im Ausdauer-Wettkampf weitaus länger erhalten bleibt. Wichtig kann die Innovation aber auch für spezielle Berufsgruppen sein, die harte, körperliche Arbeit verrichten müssen und dabei großer Hitze ausgesetzt sind. „Ein Beispiel ist in der Handy-Produktion gegeben, wenn ein Mann mit den kleinen Glasscheiben der Handys durch einen Wärmegang mit 300 Grad gehen muss. Das hält er mit seiner Schutzkleidung 25 Minuten durch“, erzählt Gabriele Renner. „Mit unserer Kühlweste macht er das zwar nicht länger, aber es ist für ihn wesentlich gesundheitsschonender“ sagt sie und zeigt auf die erstellten Infrarot-Wärmebilder in der Präsentation. Feuerwehrleute oder Bauarbeiter, aber auch Arbeiter in Gießereien, etc. können ebenfalls profitieren. Das Unternehmen ist deshalb mit dem TÜV Rheinland in bestem Kontakt, um sich im Bereich Arbeitsschutz weiter vorzutasten. Ein weiteres Einsatzgebiet ist aber auch im medizinischen Bereich vorhanden, etwa bei Multiple Sklerose-Betroffenen „Die Kranken haben eine besondere Wärmeempfindlichkeit“, sagt Gabriele Renner, „ihr Körpertemperatur-Ausgleich funktioniert zum Teil nicht, unsere Kleidung kann dies abfedern.“ Das gleiche gilt für Kranke, die z.B. eine Krankheit an den Schweißdrüsen haben – sprich: nicht schwitzen können.

Die „E.COOLINE“ sei ihr im Rahmen der Beratertätigkeit zugefallen, sagt Gabriele Renner, denn ihre pervormance international ist eigentlich eine Unternehmensberatungsgesellschafft. Dass die studierte Apothekerin ein Unternehmen hochziehen kann, hat sie bereits mit Marvecs bewiesen. Den Pharmaziedienstleister hatte Renner 1999 mitbegründet und innerhalb von drei Jahren auf 300 Mitarbeiter hochkatapultiert. 2003 verkaufte sie ihre Anteile und gründete die pervormance, ein Familienunternehmen, das seinen Sitz an der Ulmer Mühlsteige hat. Hier arbeiten auch ihre Schwester und ihr Bruder mit. 2009 wurde mit der Vermarktung von „E.Cooline“ begonnen. Nur zehn Mitarbeiter haben alle Fäden in der Hand. Produziert wird die kühlende Kleidung an drei Standorten im In- und Ausland. Mit der Produktlinie „E.Cooline“ hat Gabriele Renner noch viel vor. Mit Kooperationspartnern im Vertrieb ist man schon auf allen Kontinenten vertreten, vor allem natürlich auf den „heißen“. Ein zusätzlicher Investor könnte für einen weiteren Schub sorgen. Wie das mit Innovationen aber so ist, man müsse viel präsentieren, erklären und überzeugen, sagt Gabriele Renner. Das fünfte oder sechste Produkt in einem Markt zu platzieren, sei wesentlich einfacher, berge dagegen auch andere Schwierigkeiten, etwa bei der Preisgestaltung. Übrigens koste eine kühlende Weste rd. 200 Euro, ein Shirt etwas über 100 Euro. Bislang zählt der Prophet in der eigenen Region noch nicht so viel, aber prophetisch gesagt, wird sich dies allerspätestens zur Fußball-WM 2022 in Katar ändern, wo bei rund 45 Grad im Schatten Fußball gespielt werden soll. Da wird jeder Kicker mit den „E.Cooline“-Westen auflaufen – und mindestens 30 Prozent der Zuschauer eine tragen. Allerspätestens dann, wie gesagt.
Thomas Kießling
Weitere Infos
www.e-cooline.de und www.mc-ulm.de