​Schlaraffenland ist abgebrannt ...

Begrüßung durch den neuen Programmchef Martin Dambacher
Martin Dambacher begrüßte erstmals als kom. Programmchef und präsentierte das druckfrische Programm 20/21. Er hieß den Referenten aus Giengen herzlich willkommen!
Prof. Jörg Knoblauch
Die Reise mit prof. Knoblauch ging nach Kalifornien, speziell ins Silicon Valley - das gelobte Land aller Techies ...
​… welcher Heimwerker kennt sie nicht. Die Drillbox, den aufklappbaren Bohrer-Safe aus Blech. Und wer hatte vor dem Internet nicht einen chicen Ringbuch-Planer von Tempus-Zeitplanysteme aus Giengen? Und viele kennen sicher den „Tag der Gelassenheit“, bei dem sich bis zu 1.000 Netzwerker im Ulmer Congress-Centrum gegenseitig motivieren! Alles Ideen von Jörg Knoblauch, der auch gleich die dazu passenden Motivationsbücher schreibt und vertreibt. Der Mann ist Prof. Dr., er hat Format und er ist im besten Sinne unterhaltend und informativ!
Aus eigener leidvoller Erfahrung kennt er sich gut aus mit „Disruption“ und unter diesem Motto (Schlaraffenland ist abgebrannt…) stand der erste Präsenz-Vortrag des MC nach der „Corona Interruption“. Dabei sollte es vor allem um die Sub-Headline des Abends gehen: „Lernen vom Silicon Valley“! Die Big Four (Google, Amazon, Facebook und Apple …) übertreffen den Börsenwert z. B. der „old-automobil-economy“ mal ganz locker. Nein, nicht um 20% sondern um den Faktor x-plus …
„Digital erzeugt Disruption…“  – so die Erste von 13 Thesen des Referenten, der es sich - jenseits der 70 – eigentlich auf dem Sofa bequem machen könnte, aber für sein Leben gerne durch die Welt jettet.
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20 Mitglieder und Gäste gingen mit auf die Reise, ins Land der unbegrenzten Arbeitsmöglichkeiten
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Börsenwert contra Jobs ...- was zählt mehr?
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Hier sitzen die IT-Champions ...
​Lieblinge der Investoren in den USA seien deshalb Start ups, die beim Wachstum anstatt mit 30% plus mit Faktor 10 x jonglieren. Das Format nennt sich „Plug and play“ – 6 Min. Zeit für die Idee, 3 Min. Frage- und Antwort, 1 Min. für die Entscheidung. Die Vertreter von „big money“ sitzen bei dieser rituellen, freitäglichen Veranstaltung in der ersten Reihe! „Fail forward“ ist im Land der unbegrenzten Möglichkeiten inbegriffen – Kasko-Mentalität à la Germany – forget it!!
„Erfolgreiche Firmen sind datengetriebene Firmen...“.  „Rinse Laundry“ in LA wäscht überhaupt nicht selbst, aber hat die Daten und managed das Waschen – wie man hören konnte mit großem Erfolg!
„Work Life Balance“ war gestern – angesagt ist „World Life Blend…“
Arbeiten und Leben verschwimmen, man lebt auf dem Firmen-Campus und – durchaus überraschend – man lebt ungern im Home Office. Dort drohe geistig-mentale Vereinsamung. Selbst in unseren Breiten ist diese Erkenntnis schon angekommen. Home Office ist schön und gut – für ein oder zwei Tage in der Woche.  
Der Referent
Der Referent in Aktion - ein Erzähler und Entertainer ...
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Auch wenn die Perspektive täuscht, es war verdammt viel Raum zwischen den Zuhörern!
​„Banking is necessary - Banks not!“ Das lassen wir mal so stehen. Fest steht, die Laufbahn als Beamter oder Bediensteter im Öffentlichen Dienst ist bei uns eher stressfrei. Man darf sogar mitentscheiden, welche Branche und welcher Nachbar ab morgen in den Ruin getrieben wird – Corona sei Dank. Solidarität ginge etwa so: Alle, die arbeiten können verzichten auf 20% ihres Gehaltes. Der Erlös kommt denen zugute, die nicht arbeiten dürfen! Nur spielsüchtige Kreative, Tüftler oder Weltverbesserer machen sich bei uns mit fremdem Geld selbstständig. Die Strafe folgt auf dem Fuße in Form von Finanzamt und Bürokratie. Und wehe die Sache geht schief ….!

Die neueste Geschäftsidee von Prof. Knoblauch sind Studienreisen nach Kalifornien mit Besuchen in Stanford und ausgesuchten High Tech Locations im Silicon Valley. Aber peng – schon wieder erleben wir eine Disruption – dieses Mal in Form eines kleinen Virus, der die Flugzeuge vom Himmel holt.

Nun gut, die Arbeit und das Betriebsklima bei den „Big Four“ sollen wirklich herausragend sein. Doch der Neid des gemeinen Deutschen hält sich in Grenzen, wenn es um die durchschnittliche Verweildauer der Mitarbeiter in den Tech-Firmen geht. Diese beträgt nach Prof. Knoblauchs Angaben inzwischen noch 1 ½ Jahre. Bleibt die Frage: Was kommt danach – bis zur Rente sind es womöglich noch 38,5 Jahre…? Andererseits etwas mehr laissez faire und Enthusiasmus würde unserer Arbeitswelt nicht schaden?

Beifall, kurze Diskussion und fragende Gesichter nach dem Motto. Wollen wir da wirklich hin? Eine mögliche Antwort der schwäbischen Hausfrau: Was soll ich auf dem Mars, ich hasse diesen verdammten roten Staub bei der Kehrwoche.
gm

Dank
Zum Dank mit Präsentkorb versammeln sich: Claudia Lasar, Prof. Jörg Knoblauch und Martin Dambacher, der für das neue Clubprogramm mitverantwortlich zeichnet. Ein gelungener Auftakt aus der Veranstaltungs-freien Zeit in einen womöglich unruhigen Herbst? So oder so - wir bleiben dran!

​Und hier kommt der Bericht von Helmut Lange, der den Focus anders setzt. Wir waren der Meinung, daß beide Berichte Ihren Reiz haben...?

„Schlaraffenland ist abgebrannt“ - ein Weckruf – aus der Provinz

Prof. Dr. Jörg Knoblauch, Geschäftsführender Gesellschafter verschiedener mittelständischer Unternehmen (tempus/tempus-Consulting), sprach davon, dass Deutschland, was die Digitalisierung betrifft, abgehängt ist, und zwar vom Silikon Valley (USA) und von Shenzhen (China) unter dem Titel:

„Schlaraffenland ist abgebrannt -was wir vom Silicon Valley, dem Weltmeister der Digitalisierung lernen können“.Der Vortrag glich einem Pqrforce-Ritt durch die digitale Welt und einem Credo zur Wachsamkeit.
Knoblauch, ein mittelständischer, sehr agiler Unternehmer mit bekennender christlicher Ausrichtung hat mit seinen Time Management-Büchern, aber auch mit „Jesus auf der Chefetage“ weltweit über 400.000 Bücher verkauft. „Mit meinem ersten Buch Lernstress ade! Brockhaus“- ,sagte der Referent im persönlichen Gespräch, „habe ich eine Auflage von über 80.000 Exemplare erzielt“.

„Endlich wieder live Veranstaltungen, so konnte es man immer wieder hören“ und der  Start konnte sich sehen lassen. Die Aufmerksamkeit war spürbar, Diskussionen und Beiträge rundeten das Thema ab.  

Wir waren alle sehr gespannt auf die Ausführungen, der Vortrag war schon mal angekündigt, musste aber wegen Corona abgesagt werden, es galt ja einem Hochkaräter zuzuhören. Der lieferte ein Panorama, nicht nur geographisch, sondern auch von der Thematik her von Innovationen, über Misserfolge und deren positiven Auswirkungen bis hin zum Home-office, das wohl schon wieder auf dem Rückzug ist, obzwar wir hier in Deutschland noch darüber diskutieren, wie viel Home-office-Tage dürfen man absolvieren. Der Staat will die Vorgaben machen, wie viel Tage wir am Schreibtisch zu Hause sitzen müssen/dürfen.
Knoblauch stellte folgende Thesen in seinem Vortrag auf: Innovationen entstehen durch Kooperationen, die Startups beweisen es.

Disruption - Das Festhalten am Bisherigen, ein Irrweg, - der Ausweg heißt Disruption. D.h. die bisherigen Geschäftsmodelle werden durch neue ersetzt (z.B. Netflix ersetzt Videotheken). Ich habe selbst, so der Referent, viermal meine Geschäftsmodelle durch Disruption ersetzt.

Think big- eine Denkweise, die kein Raum lässt für 10 oder 20% Steigerung, wenn der Investor investieren will, dann will er ein Mehrfaches sehen.

Außergewöhnliche Unternehmenskultur- Home-office ist out. Um die Kommunikation untereinander zu fördern, sollte nicht mehr als einmal in der Woche zu Hause gearbeitet werden. Schließlich sollen sich die Mitarbeiter wohl fühlen und viele Dinge, vom Friseur bis zum Lebensmittelladen, auf dem Firmencampus vorfinden.

Work-Life-Blend
darunter versteht man, dass die Arbeit und die Freizeit ineinander verschwimmen. Ohne Zeiterfassung wird gearbeitet, es wird nach Projekten und Arbeitsaufwand
gearbeitet. Was Nachtarbeit nicht ausschließt.

Das Talent hat gewonnen – the talent has won
Es werden nur die allerbesten Mitarbeiter eingestellt, wobei sehr viel Zeit auf die Auswahl vor der Einstellung aufgewendet wird. Google und Facebook sind hier Vorreiter.

Unser Mitglied Katrin Wenzler, hat die Reise in das Silicon Valley vor gut einem Jahr mit einem anderen Unternehmen durchgeführt. Fazit: „Man wird ermuntert, Dinge zu ändern und meine Einstellung im Business hat sich geändert“.

Vergleicht man das Tempo im Osten (China Shenzhen) und im Westen (USA Silicon Valley) so muss sich in Deutschland eine Menge ändern, damit wir nicht forschen Schrittes zum Technik Museum werden. Viel Zeit ist nicht mehr….

Text u. Fotos: Helmut J. Lange