Der Wettbewerb der Städte und Regionen wird härter. Steigende Einwohnerzahlen und ein geschärftes Profil können sich dabei auf das Ranking positiv auswirken. Ulm steht gut da, will aber noch besser werden. Dafür holte sich die Stadt den gebürtigen Ulmer und Chef der Züricher Agentur Interbrand, Prof. Jürgen Häussler ins Boot. Die Analysen-Phase wurde jüngst abgeschlossen, konkrete Aktionen der Umsetzung stehen an und werden die Marke Ulm mit einem Aufwand/Budget von rund 1,8 Mio Euro bekannt(er) machen.
„Ulmer Weitblick – aus Gegensätzen entsteht Neues!“ Das war die Überschrift dieser gemeinsamen Veranstaltung von MC Ulm/Neu-Ulm und der Ulmer City. 150 Zuhörer hörten zu Beginn konzentriert das Vorwort von OB Gönner, das längst nicht so kurz ausfiel wie angekündigt. Das Ulmer Stadtoberhaupt vermag das Wort Marketing ja durchaus mit einem ironischen Zungenschlag auszusprechen, und doch ist Ivo Gönner selbst der Ulm-Kommunikator par excellence. Ohne solche Naturtalente mit schwäbischer Bodenhaftung und Entertainer-Qualitäten wäre das Marketing womöglich doch eine „alchemistische“ Disziplin der Betriebswirtschaft.


Explizit wies Ulms OB darauf hin, daß es beim vorliegenden Projekt um eine reine Marketing-Aktion geht und eben nicht um Logo, Claim- oder eine Kultur-Aktion. Neuland wird betreten, das Recht zum Scheitern inbegriffen und am Ende steht die Stärkung der internationalen Präsenz – sofern die Welt von Ulm überhaupt etwas wissen will! Kaum hat der Marketing-Jet also abgehoben, drosselt der Boss den Nachbrenner - wahres Understatement...
Prof. Häussler zeichnete die Entscheidungsfindung in übersichtlichen Schritten nach und lobte nicht wenig die professionelle Zusammenarbeit mit dem Ulmer Gemeinderat. Die Beteiligten waren sich einig: Der kurze Schriftzug „Ulm“ ist grafisch Marke genug. Andere beneiden uns um diese Kürze, so Häussler! Farbe, Schnickschnack oder ein Claim („Ulm – die Solar-Stadt mit den netten Politessen…“) findet nicht statt - Punkt. Die bekannten USPs und Storys wie Spatz, Schneider, Donau, Rathaus, Fischerviertel, Einstein, Hfg etc. brauchen keine Verstärkung und bilden weiterhin das solide Fundament der Kommunikation. Die Spitze des Eisberges sei es, die in die Welt hinausstrahlt, dabei sei die breite Basis unverzichtbar.

Häussler bekräftigte nochmals, dass Städte sehr wohl Marken sein können, zu deren Stärkung aber eine klare Idee von Nöten sei. Wie die Ideenfindung strategisch strukturiert ist, das zu erfahren machte an diesem Abend einmal mehr Spass, zumal Häusslers Präsentation, bis hin zum „gefakten Tagesschau-Bericht“, hochwertig aufbereitet war. Einige Schlüsselwörter, die in den Empfehlungen an die Stadt auftauchen sind alte Bekannte: Bilder, Geschichten, Erlebnisse und das Wort Zukunft, das natürlich gegen die übermächtige Tradition der Stadt verstärkt positioniert werden soll.

Auf der Suche nach einem „Stück Ulm“ mit internationalem Potential machten die Beteiligten zwei alte Bekannte aus: Die Donau und – wie könnte es anders sein – den Münsterturm! Beide Projektideen wurden bis ins Detail durchdacht und wohl nicht zuletzt aus zeitlichen Gründen fiel die Wahl schließlich auf den Münsterturm. Das Jubiläum „125 Jahre Münsterturmvollendung“ wird 2015 gefeiert. Da läßt sich sogar gleich eine neue Maßeinheit definieren: 1 Ulm = 161,5 m Weitblick.
Bei der geplanten Aktion darf und soll quergedacht werden und zwar von möglichst vielen internationalen Künstlern, die von einer möglichst noch internationaleren Jury nach Ulm geholt werden. Man darf gespannt sein. Die Jury wählt dann 6 Projekte aus, die zu einer Ausstellung nach Ulm geholt werden. Und natürlich ist diese Präsentation selbst ein Teil der Aktion. Spätestens an dieser Stelle wird sich zeigen, wie weit die Ulmer künftig schauen werden und wer auf diese, zugegeben verdammt attraktive Stadt, interessiert zurückschaut…?!

gm
Imbiss und gemütlicher Umtrunk im Anschluss an die Veranstaltung wurden bei bester Stimmung intensiv ausgekostet. Um die Stadt Ulm war an diesem Abend Niemandem Bange.Imbiss und gemütlicher Umtrunk im Anschluss an die Veranstaltung wurden bei bester Stimmung intensiv ausgekostet. Um die Stadt Ulm war an diesem Abend Niemandem Bange.




Im Publikum: u. a. zahlreiche Stadträte, Anna Maria Dietz, Dekan Gohl von der Münstergemeinde, Carl-Hein Gern, Prof. Bubenzer von der HS Ulm sowie Joachim Bertz von der SWU - hier im Gespräch mit MC Präsident Bernd Radtke und dem GF Vorstand Armin Weidt.