​Von Atomen, Genen und Neuronen ...

​Als „Wanderer zwischen den Welten“, zwischen Physik und Science Fiction, so stellte sich der Referent dem Ulmer Marketing-Publikum vor. Aber Voodoo hat bei Steinmüller keine Chance, denn sogleich legte er die Methoden offen, mit deren Hilfe er die Zukunft voraussagen oder "extrapolieren“ will. Die Tools lauten: Trend-Weiterführung, Expertenbefragung, Delphi-Surveys, Roadmaps und Szenarien. Hinzu kommen die sogenannten „wild cards“ (…mögliche Entwicklungen, die aber nicht wahrscheinlich sind). Trotz aller Wissenschaft bleibt die Zukunftsforschung eine Gleichung mit sehr vielen Unbekannten, daran gibt es auch in Fachkreisen kaum Zweifel. Anders gesagt: Triviale Vorhersagen sind an jeder Ecke umsonst zu haben. Aber die Zuhörer wollten ja die Erkenntnisse des Profi hören ...

​Zumindest nach TV-Maßstäben, ist die Zukunft leicht berechenbar. Ein bekanntes Beispiel dafür ist der klappbare Kommunikator, vulgo das Klapp-Handy, von Captain Kirk aus der TV-Serie „Enterprise“ - Produktionsjahr ca 1966. Der Blick in die Zukunft basiert also zum größten Teil aus real existierenden Informationen, die geschickt kombiniert und gelegentlich auch mit Phantasie interpretiert werden müssen. Das Orakel von Delphi oder das Horoskop aus der "Bunten" sind in dieser Disziplin nicht zielführend.

​Mit den konvergierenden Technologien wurde vom Referenten der Rahmen abgesteckt. Die Elektronik schrumpft gemäß Moor`schem Gesetz und wird gleichzeitig immer leistungsfähiger. Die Nanotechnologie verspricht Miniatur-Roboter, die durch die Blutbahnen kurven und dort Gutes tun, was immer das dann sein mag. Und am Horizont der Biotechnologie stehen maßgeschneiderte, individualisierte Medikamente, womöglich sogar die Prävention vor zu erwartender Krankheiten. Wer möchte angesichts solcher Aussichten nicht 100 Jahre alt werden?

​Beim Thema Energie ist die Lage unübersichtlich. Das intelligente Managen von Energie ist bereits ein Megathema. Das hat Auswirkungen aufs Bauen. Die Lebenszyklen von Bauwerken werden angesichts des Fortschrittes wohl kürzer werden. Bleiben noch wichtige Themen wie Logistik, (Grüne) Mobilität oder der sich abzeichnende Hype des „Rapid Prototyping“ mittels sogenannter 3-D Drucker. Hier ist viel Platz für die beschriebenen „Wild Cards“, die womöglich sogar einmal die Wertschöpfungskette in der Produktion revolutionieren könnten. Ganz sicher trifft jedoch der Schlussatz von Dr. Steinmüller zu:

Die Zukunft kommt von selbst, der Fortschritt nicht! Ein gelungener Abend, der zwangsweise ein paar neugierige Fragen nach sich zog. Die Antworten bleiben wir hier natürlich schuldig. Dabei sein ist schließlich alles!

gm

Von Atomen, Genen und Neuronen ...
v. l. n. r.: Stefan Ströhle, Programm-Vorstand des MC Ulm/Neu-Ulm, Dr. Steinmüller und Joachim Reinhart, Club-Beirat. Er hatte mit seiner SIMMCON Beratung den Referenten nach Ulm geholt.